Veerle Verschaeve Portrait
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Hybrid Heroes

Veerle Verschaeve über die Bürogestaltung und den Vertrauensaufbau bei Mitarbeitenden.

Veröffentlicht:

6. April 2022

Aktualisiert:

25. Oktober 2022

Veerle Verschaeve beschäftigt sich seit über 10 Jahren mit flexiblen Arbeitswelten. Als Expertin und Beraterin hilft sie Unternehmen dabei, Strategien in eine Umgebung sowie Prozesse zu übertragen und verliert dabei nie die Menschen aus dem Fokus. Mit uns spricht Veerle über ihre Vision bei Create New Work, was New Work und Inner Work eigentlich sind und noch mehr!

1. Wie definierst du als Expertin für New and Inner Workdiese beiden Begriffe?

Ich helfe Dienstleistungsunternehmen, indem ich sie unterstütze, individuelle hybride Arbeitswelten aufzusetzen und bei diesem Prozess auch die Mitarbeitenden zu involvieren. Auf diese Art und Weise können wir Vertrauen schaffen, denn Vertrauen ist die Basis für Produktivität. So versteht sich New Work auch als Inner Work, welche erforderlich ist im Wandel von der Präsenzkultur zur Vertrauenskultur. Ich unterstütze die Unternehmen dabei, diesen Schritt zu unternehmen.

Mein Part ist dabei eher die räumliche und infrastrukturelle Seite. Aber meiner Auffassung nach gibt es bei der Vertrauenskultur eine Wechselwirkung zwischen dem Raum und dem inneren Kern einer Organisation. Ein Raum kann schnell verändert werden, die innere Umgestaltung ist ein viel längerer Prozess. Ich möchte mit der Umgestaltung der Räume genau diesen Prozess anstoßen.

2. Wie hat die Pandemie New Work geprägt und was muss geändert werden?

In vielen Unternehmen gab es während der Pandemie einen Wechsel von der Arbeit im Büro zum "Home-Office für alle". Dabei haben viele Mitarbeitenden das Problem ihrer eigenen Isolation erkannt, sie haben sich auch in gewisser Weise vom Unternehmen distanziert. Es gibt Studien, die zeigen, dass gerade die Leute, die während der Pandemie eingestellt wurden, die ersten sind, die kündigen. Wir müssen lernen, die virtuelle Distanz zu überwinden und wieder in Kontakt zu kommen, damit ein Gefühl der Zugehörigkeit entsteht.

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3. Mit was für Unternehmen arbeitest du zusammen? Betreffen diese Probleme wirklich alle, von Start-ups bis zu Großunternehmen?

Ja, davon sind alle betroffen! In der Vergangenheit habe ich sehr viel mit Konzernen zusammengearbeitet oder mit größeren mittelständischen Unternehmen. Jetzt bin ich Einzelunternehmerin und suche momentan noch nach meiner Nische. Dienstleistungsunternehmen sind für mich ein bisschen einfacher zu betrachten, denn das sind fast ausschließlich Wissensarbeiter. Unter der Belegschaft besteht meist der Anspruch, einen gewissen Anteil an Home-Office beibehalten zu können, deswegen habe ich meinen Fokus zunächst auf sie gesetzt. Bei produzierenden Unternehmen sieht die Lage etwas anders aus. Wie geht man mit den Mitarbeitenden um, die eben nicht in der Verwaltung arbeiten? Wie können auch Mitarbeitende in der Produktion flexibel arbeiten?

4. Bei dir steht die Entwicklung und Förderung von Menschen und Führungskräften stets im Fokus. Wie genau funktioniert dies?

In meinen Beratungen geht es darum, die Mitarbeitenden und auch die Führungskräfte mitzunehmen, gerade im Zusammenhang mit der räumlichen Veränderung. Es ist besonders wichtig, dabei transparent zu sein. Ich veranstalte oft Workshops, in denen die Vertreter der Mitarbeitenden das Konzept aktiv mitentwickeln, da später die Mitarbeitenden diese Räumlichkeiten nutzen werden.  

Es kann zum Beispiel damit losgehen, dass zusammen die Module und der Belegungsplan gestaltet werden. Allein dieser Prozess, dass das Team mitgestalten und mitreden darf, bewirkt schon einiges. Auch Führungskräften merken dabei, dass sie loslassen können. Sie kommen mit den Mitarbeitenden ins Gespräch, gute Ergebnisse entstehen und auch gute Räumlichkeiten kreeirt. Das ist dann der erste Anstoß zur Mitbestimmung und Verantwortung im Zusammenhang mit der Entwicklung des neuen Raumes. Natürlich hoffen wir, dass das entwickelte Konzept gelebt und im Miteinander weitergeführt wird.

5. Viele Unternehmen fragen sich, wie lange so ein Wandel dauert und wie kann dieser langfristig umgesetzt werden? Aus deinen 10 Jahren Arbeitserfahrung kannst du uns Richtwerte nennen?

Die Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten. Die Dauer der Umsetzung kommt drauf an, inwieweit sich die Unternehmen räumlich verändern möchten. Wenn sie einen Neubau planen, dann haben sie einen Zeitraum von über 2 Jahren, um den Changeprozess zu gestalten. Wenn allerdings nur eine bestehende Bürofläche ummodelliert werden soll, wird je nach Größe der Fläche ein halbes Jahr von der Konzeption bis zum Umzug plus 3 weitere Monate Begleitung für das Einleben in die neue Arbeitswelt gerechnet. Je mehr Zeit ich jedoch habe, umso intensiver kann ich die Interaktion mit den Mitarbeitenden gestalten.  

Denn die kulturellen Veränderung dauert um einiges länger. Um bestmöglich zu unterstützen werden die Mitarbeitenden nachdem sie umgezogen sind von uns noch einmal mindestens 3 Monate begleitet, damit sie in der neuen Arbeitswelt zurechtkommen. Dabei können auch noch Anpassungen in der Möblierung oder in der Nutzung vorgenommen werden, sollte etwas nicht optimal funktionieren. Die Reise ist damit aber noch nicht zu Ende, wenn sie das je sein wird.

6. Du hast ganz viele Unternehmen kennengelernt, die sich in verschiedenen Stufen im Prozess befinden. Was sind die größten Herausforderungen der deutschen Unternehmen?

Für deutsche Unternehmen ist meiner Auffassung nach die größte Herausforderung einfach loszulassen, die Mitarbeitenden mitgestalten zu lassen und darauf zu vertrauen, dass sie dies auch können und wollen. Dabei können tolle Ergebnisse herauskommen, die anschließend von allen Seiten mitgetragen werden. Eine weitere Schwierigkeit ist, dass nicht alle Unternehmen begreifen, dass ihre Mitarbeitenden das größte Potenzial sind.  

Ebenso isttransparent zu sein für so manches Unternehmen eine Hürde. Menschen werden verletzlich, wenn sie offen, ehrlich und transparent sind. Ich glaube, dies fällt vielen deutschen Unternehmen schwer.

Bei der Umgestaltung hingegen ist es wichtig, dass Unternehmen realisieren, dass es nicht nur um Einsparungen geht. Heute machen Räumlichkeiten durchschnittlich nur 10% der Unternehmensausgaben aus. Es sollte ein Umdenken geschehen, mit mehr Geld für Räumlichkeiten, in denen sich die Mitarbeitenden wohlfühlen und genau dadurch produktiver werden. Leider ist dies nicht richtig messbar und die Unternehmen müssen darauf vertrauen, dass es bei den Mitarbeitenden etwas bewirkt.

Der Zeitfaktor ist eine weitere Herausforderung. Es dauert natürlich, bis sich die Veränderungen und Erfolge bemerkbar machen im Miteinander der Teams.

Meine aktuelle Kundschaft hat mich dagegen mit seiner Einstellung beeindruckt. Der Vorstand des Unternehmens will den Mitarbeitenden nicht mehr vorschreiben, wie oft sie ins Büro kommen müssen.Die Arbeitsumgebung soll so attraktiv sein, dass sie von sich aus gerne ins Büro kommen und sich für diesen Arbeitsort entscheiden.Ich finde, dieser Ansatz ist eine sehr schöne Vision!

Vielen Dank für das tolle Interview, liebe Veerle!  

Veerle Verschaeve über die Bürogestaltung und den Vertrauensaufbau bei Mitarbeitenden.

Julia

Julia Dejakum ist eine erfahrene Marken- und Marketingmanagerin mit Spezialisierung auf hybride Arbeitslösungen. Sie ist bekannt für ihre innovativen Strategien und verbindet gekonnt Markenentwicklung mit den Nuancen von Remote- und persönlichen Arbeitsumgebungen.

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